Hinter jeder köstlichen Tasse Spezialitätenkaffee steckt eine Menge Arbeit. Bevor die Bohnen überhaupt die Rösterei erreichen, finden Tage der Verhandlung, des Finanzmanagements und des Aufbaus von Beziehungen statt.
Aber wie funktioniert der Verkauf von Rohkaffee? Wir bei gutebohne.de möchten für mehr Transparenz im Ein- und Verkauf von Rohkaffee sorgen und zu mehr Bewusstsein bei Kaufentscheidungen hinführen.
Das Importeur-/Exporteur-Modell
Bei den Exporteuren kann es sich um einen einzelnen Produzenten, eine Genossenschaft von Landwirten oder einen externen Exporteur handeln. Sie handeln mit Importeuren oder direkt mit Röstern. Importeure verfügen jedoch über die Kontakte und die nötigen finanziellen Mittel, um große Mengen von Bohnen einzukaufen. Das bedeutet, dass die Röstereien in vielen Fällen auf Importeure angewiesen sind, um sich mit Qualitätskaffee aus der ganzen Welt auszustatten. Importeure kaufen große Mengen von Bohnen und lagern sie ein, während sie sie an Röstereien verkaufen. Wenn Rohkaffee über eine Importeur/Exporteur-Transaktion gekauft wird, verfügt der Importeur über ein umfangreiches Inventar mit Informationen über jeden Produzenten, mit dem er in Geschäftsbeziehung steht. Dazu können die Erntesaison, die angebauten Kaffeesorten und die Anzahl der Container mit Bohnen gehören, die der Produzent zur Verfügung hat. Wenn diese Informationen korrekt sind, bieten sie Rückverfolgbarkeit und Vertrauen in die Qualität des Produkts.
Während der Direkthandel eine beliebte Option für diejenigen ist, die mehr Transparenz und starke Beziehungen zwischen Röstereien und Produzenten wünschen, können Importeure auch für die Produzenten von Vorteil sein. Als engagierte Großunternehmen verfügen sie über die Ressourcen, um exzellente Logistikprozesse, international funktionierende Zollabfertigung und weitere bürokratische Prozesse. Einige dieser Tätigkeiten wirken abschreckend und halten Röstereien folglich vom direkten Handel der Rohkaffees ab. Lange Lieferketten setzen hohe Gewinne voraus, die auf mehrere Akteure aufgeteilt werden. Auch wenn die direkte Beziehung zwischen der Rösterei und dem Kaffeeproduzenten als ideal erscheint, sind mehr Beteiligte nicht unbedingt von Nachteil. Indem mehr Parteien beteiligt sind, kann die Logistik auch im Falle von Hindernissen reibungsloser ablaufen. Einige Importeure sind in hohem Maße um Transparenz bemüht und stellen den Röstmeister sogar bei den jeweiligen Produzenten direkt vor.
Direkter Handel
Bei dieser Form des Kaffeehandels verkaufen Produzenten in der Regel als einzelne Erzeuger oder als Zusammenschluss, etwa in Form von Genossenschaften, ihre grünen Bohnen an Röstereien. Durch den Ausschluss der Zwischenhändler und des Importeurs ergibt sich in der Theorie eine höhere Transparenz und darüber hinaus auch die Möglichkeit der Rückverfolgung. Hier kann der Käufer die Kaffeeplantage besuchen, sich vom Erzeugnis und der Qualität selbst ein Bild machen und eine persönliche Beziehung mit dem Bauern aufbauen oder erhalten. Neben der Möglichkeit von persönlichem Kontakt bezweckt direkter Handel im Normalfall einen für den Produzenten besseren Preis und ein höheres Maß an Transparenz in der gesamten Lieferkette. Gleichzeitig birgt der direkte Handel auch Risiken. Ohne Agenturen, die den Prozess regulieren, hängt der Erfolg der Handelstransaktion stärker vom Vertrauen zwischen den beteiligten Parteien ab, und es besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Geschäftsvorhaben scheitern. Röstereien und Produzenten sind beide in der Pflicht, sich im Rahmen der Geschäftsanbahnung über Geschäftsabläufe, internationale Importverfahren und die Zoll- und Logistikprozesse aufzuklären. Der Kaffeeerzeuger muss sicher sein, dass der Käufer der Qualität verpflichtet ist und auf Loyalität großen Wert legt. In vielen Fällen ist eine Vorauszahlung durch den Importeur die einzige Möglichkeit einer dauerhaften Verbindung zu einer Gemeinschaft von Kaffeeproduzenten.
Des Weiteren wird direkter Handel von manchen Kritikern als Marketingbegriff betitelt. Es gibt Beispiele von Importeuren und Exporteuren des "direkten Handels", die den Produzenten die Verhandlungen aus den Händen nehmen, den Begriff aber immer noch in ihren Verkaufsmaterialien verwenden. Die Verwendung des Labels “Direkthandel” ist bislang nicht zentral reguliert. Somit ist nicht immer klar, was "direkter Handel" in Wirklichkeit bedeutet oder wie viel besser die Produzenten mit diesem Modell dran sind. Das Weglassen von Zwischenhändlern bedeutet in der Theorie mehr vom Gewinn für den Kaffeeerzeuger, doch durch den verhandelbaren Preis dürfte er nicht so hoch sein, wie die Verbraucher bei einigen direkt gehandelten Kaffees erwarten. In einigen Fällen ist diese Art des Handels für die Produzenten mit zeitaufwändigen und riskanten Geschäftstätigkeiten verbunden, insbesondere wenn die Röstereien nur kleine Mengen abnehmen. Die aufgezeigten Punkte bedeuten aber nicht, dass der direkte Handel per se eine schlechte Sache ist, sondern sie sollen lediglich dafür sensibilisieren, sich nicht zu leicht von Formulierungen der industriellen Kaffeeanbieter abwimmeln zu lassen. Alles fängt damit an, dass jeder Akteur beim Kaffeehandel, insbesondere die Kaffeeerzeuger selbst, einen gleichgewichtigen Platz auf dem Markt erhält.
Verstehen von Kassa- und Termingeschäften bei Kaffee
Ob durch direkten Handel oder in einem Importeur-/Exporteur-Modell, es gibt im Wesentlichen nur zwei Möglichkeiten, wie Röstereien rohe, grüne Kaffeebohnen kaufen: Kassa- und Termingeschäfte (Terminkontrakte). Letztere werden auch Neudeutsch auch als Futures bezeichnet. Lass dich aber nicht von den komplizierten Fachbegriffen irritieren, denn im Kern sind die Vorgänge leicht verständlich. Beim Kassageschäft handelt es sich um Käufe, bei denen die Röstereien den Kaffee vom Importeur ohne vorherige Verpflichtung kaufen, d.h. "vor Ort". Die Kaffeebohnen befinden sich dabei in der Regel bereits in einem Lagerhaus und sind sofort versandfertig. Dieser Kaffee kann eine teure Art des Kaffeekaufs sein, da der Importeur das finanzielle Risiko durch den Kauf und die Lagerung der Bohnen übernommen hat. Selbstverständlich werden Kosten in die Verkaufspreise einbezogen und erhöhen den Preis.
Bei Terminkontrakten planen die Röster, Kaffee von einem bestimmten Produzenten im Voraus zu kaufen. Dabei können Importeure involviert sein oder die Rösterei kann direkt mit dem Produzenten zusammenarbeiten. Bei dieser Methode gibt es eine bessere Rückverfolgbarkeit und die Röstereien können sicher sein, dass die Bohnen frisch sind. Sie bietet auch mehr Sicherheit für die Bauern. Für die Bauern hingegen sind Terminkontrakte von Vorteil, weil sie eine beruhigende Wirkung haben und ihnen zugleich die Sorge nehmen, für den Kaffee einen Abnehmer zu finden. Die Kaffeebauern können besser im Voraus planen und haben mit einem sicheren Terminkontrakt möglicherweise bessere Aussichten auf Zugang zu Krediten. Mit diesem Kapital haben sie neue Möglichkeiten, in ihre Infrastruktur und die Ausrüstung zu investieren, um langfristig die Qualität ihrer Kaffeeerzeugnisse verbessern zu können. Somit ist der Terminkauf für beide Seiten vorteilhaft, weil der Produzent weiß, wie viel Einkommen er erwarten kann, und der Verbraucher genau weiß, wie viel Geld er ausgeben muss. Des Weiteren haben beide Parteien eine Garantie für Kaffee für die nächsten Jahre. Unabhängig vom Handelsmodell ist die Kommunikation entscheidend. Um die Produzenten in diesem Geschäft zu stärken, ist es wichtig, dass sie die Handelsregeln vollständig verstehen und ein Gespür dafür entwickeln, was aus ökologischer Sicht einen nachhaltigen Kaffeeanbau ausmacht.
Käufer im Inland
Vielleicht kennen Sie Käufer im Inland unter den Namen Mittelsmänner oder Makler, manchmal aber auch als Kojoten. Dies sind die Personen, die als Bindeglied zwischen Produzent und Käufer fungieren. An Zwischenhändler verkaufter Kaffee ist normalerweise von geringer Qualität und wird zu sehr niedrigen Preisen verkauft. Käufer im Land haben den Ruf, gewinnorientiert zu sein, da sie im Wesentlichen einen Teil der Zahlungen an die Erzeuger kassieren. Die Kaffeebauern sind jedoch darauf angewiesen, dass sie Zugang zu Röstereien haben. Wenn die Produzenten nicht über die nötigen Verbindungen, logistischen Kenntnisse und juristisches Know-how verfügen, sind die Zwischenhändler für den Verkauf von Kaffee nichtsdestotrotz unerlässlich. Sie stammen wahrscheinlich auch aus derselben Gemeinschaft wie die Produzenten, mit denen sie zusammenarbeiten. Dies kann ein wichtiger Faktor in einer Industrie sein, die auf Vertrauen und Wiederholungshandel basiert.
Spekulationen auf dem Markt der Terminkontrakte
Der Kauf und Verkauf von Rohkaffee mag bisher unkompliziert erscheinen, aber Händler können den Kaffeepreis beeinflussen, ohne jemals mit den Kaffeebohnen selbst zu interagieren. Kaffee wird als Handelsware gehandelt, was bedeutet, dass er auf geregelten Märkten gekauft und verkauft wird, z.B. die Kaffeebörse. Der Handelspreis von Arabica ist als C-Preis bekannt, und es ist diese Zahl, die den Einkaufspreis von Kaffee beeinflusst. Jeder Kaffee wird als Rohstoff behandelt, unabhängig von seiner Herkunft oder anderen Faktoren. Sogar die Preise für Spezialitätenkaffee sind in der Regel an den C-Preis gekoppelt, zuzüglich eines Aufschlags. Spekulanten kaufen und verkaufen Preise auf der Grundlage eines Produkts - in diesem Fall Kaffee. Der Preis, den sie aushandeln, ist der Betrag, den die Händler in der Zukunft für das Produkt zu zahlen erwarten. Der Kaffee verlässt möglicherweise nicht einmal das ursprüngliche Lagerhaus, und Spekulanten haben nicht die Absicht, die physischen Bohnen zu besitzen. Stattdessen fungiert er als ein Handelsinstrument, das zur Gewinnerzielung eingesetzt wird. Diese Handlungen seitens der Spekulanten beeinflussen die Handelsmuster auf dem Kaffeemarkt. Die Folge ist ein volatiler, also stark schwankender Kaffeepreis.
Auktionen
Öffentliche Verkäufe von Rohkaffee sind eine weitere Methode, die Rohbohnen zu verkaufen, und sie ziehen Käufer aus der ganzen Welt an. Auktionen bieten den Produzenten die Möglichkeit, für ihr Produkt zu werben und Beziehungen über die gesamte Lieferkette hinweg aufzubauen. Dies trägt zur Stärkung der Branche bei und ermöglicht die Rückverfolgbarkeit.
Zum Beispiel sind in den Erzeugerländern in Lateinamerika auf Auktionen in der Regel die Bohnen höchster Qualität zu finden. Hier ist das Auktionssystem eine effiziente Möglichkeit, den Markt zu analysieren. Es bietet die Möglichkeit zu sehen, wie viel die Röster für ihren Kaffee bezahlen und welche Art von Bohnen sie suchen. Es ist jedoch wichtig, sich vor Augen zu halten, dass Sie aufgrund der hohen Qualität dieser Bohnen auch überdurchschnittlich hohe Preise finden werden.
In vielen afrikanischen Erzeugerländern sind Auktionen oft die Standardmethode für den Handel von Rohkaffee. Die Produzenten in diesen Ländern haben in der Regel keinen direkten Kontakt zu internationalen Importeuren und Röstereien. Daher sind Auktionen oft die einzige Möglichkeit, ihre Bohnen zu verkaufen. Zum Beispiel wird der meiste kenianische Kaffee über eine zentrale Auktion gekauft. Auf diesen Auktionen dürfen jedoch nur lizenzierte Kaffeehändler bieten. Kleinbäuerliche Produzenten treffen nicht auf Käufer und sind nicht in der Lage, für ihren Kaffee einzutreten.
Zum Schluss: Was ist nun die beste Methode, um Rohkaffee zu kaufen und verkaufen?
Eines vorab: Diese Frage ergibt nicht unbedingt Sinn, denn eine perfekte Methode gibt es nicht. Jedes Modell beinhaltet sowohl Vor- als auch Nachteile, über die man sich gut informieren sollte. Die beste Art, Kaffee zu kaufen, ist, die Methode zu wählen, bei der die Risiken in einem vertretbaren Maß auftreten.